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DIE FAHRRADFREUNDLICHE KOMMUNE


Das Fahrrad hat alles, was es braucht, um das Verkehrsmittel der Zukunft für Stadt und Land zu werden. Es ist umweltfreundlich, braucht kaum Platz, ist leise, wendig und günstig. Radfahren ist außerdem nachweislich gesund und macht glücklich. Das Problem: Vielerorts fehlt eine lückenlose Radverkehrsinfrastruktur - eine, auf der Radfahren Spaß macht, schnell geht und vor allem sicher ist. Das können wir besser!


Der Zusammenhang ist allgemein bekannt: Leute steigen aufs Rad, wenn sie sicher und bequem vorankommen. Doch geht das auf dem Land?

Die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) durchgeführte Studie "Mobilität in Deutschland" hat den Menschen aufs Pedal geschaut: Neuerdings wird auf dem Land nicht mehr, sondern weniger Rad gefahren. Dort, wo Radfahren schöner wäre als in der Stadt, werden nur 7 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Im Vergleich: In der Stadt sind es 15 Prozent aller Wege, also mehr als doppelt so viel.


DAS LAND SITZT HINTERM STEUER.


Radfahren gehört in urbanen Räumen längst zum guten Style. Das Land scheint von alledem weit entfernt. Dort werden 70 Prozent aller gefahrenen Wege mit dem Auto zurückgelegt. Das gilt selbst für Entfernungen, die man laufen könnte. Wir Deutschen sind Weltmeister im Autofahren auf kurzen Strecken.


In den Niederlanden würde man das Fahrrad nehmen, in der Schweiz laufen. In Deutschland geht am Auto kein Weg vorbei. Der Griff zum Zündschlüssel wird vererbt. Die Jungen übernehmen das Mobilitätsverhalten der Alten. Wer früher mit dem Auto zur Schule kutschiert wurde, sitzt später wie selbstverständlich selbst hinterm Steuer. Während der Radverkehr sonst überall boomt, ist in deutschen Dörfern der Anteil intensiver Radnutzer:innen in der Altersgruppe 10-19 Jahre zurückgegangen: von 23 Prozent (2002) auf 15 Prozent (2017). In der Stadt stieg der Anteil junger Radnutzer:innen im selben Zeitraum von 16 auf 24 Prozent.


Das Stadt-Land-Gefälle liegt nicht zuletzt an den Radwegen. Michael Hardinghaus, Mobilitätsforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), betont: "Ob Stadt oder Land, die Bedürfnisse der Menschen sind identisch. Alle Radfahrer:innen wünschen sich separate, ruhige Radwege mit glatten Oberflächen." Der infrastrukturelle Rückstand ist angesichts der steigenden Zahlen der Pedelecs doppelt ärgerlich. Der eingebaute Rückenwind aus der Steckdose ist ein Segen für die geplagten Beine der Radfahrenden auf dem Land. Weniger Schwitzen, dafür mehr Reichweite. Dieser technische Fortschritt wird durch die Infrastruktur gebremst. Die Konsequenz: Wer mehr Radverkehr will, muss Radwege bauen - und zwar sichere.


GUTER RADVERKEHR KOMMT VON GUTER POLITIK.


"Die Verkehrspolitik der Kommen hat großen Einfluss", betont Claudia Nobis vom DLR. Das gilt umso mehr, je mehr Pedelecs und E-Bikes unterwegs sind. Denn plötzlich wird auch dort mehr geradelt, wo satte Höhenmeter zu überwinden sind.


Auch Rebecca Peters vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) unterstreicht die Bedeutung einzelner Akteur:innen, die auf dem Land noch effektiver sind als in großen Städten: "Wo aufgeschlossene Menschen in Verwaltung und Politik sitzen, gehen Dinge schnell voran". Aber auch Geduld und langfristige Planung spielen eine Rolle. Rebecca Peters weist darauf hin, dass konsequentes und lautes Fordern hilft: "Es muss aufhören, dass man den Radverkehr nur dort fördert, wo es nicht weh tut, wo Flächen übrig sind. Wir müssen die Räume überall dort für den Radverkehr bereitstellen, wo sie gebraucht werden. Und zwar auch dann, wenn wir sie dem Auto wegnehmen."


Spätestens mit den extrem heißen Sommern der letzten Jahre und der steigenden Zahl an Unwettern mit zum Teil sintflutartigen Überschwemmungen, die in Deutschland vielfach ganze Stadtquartiere unter Wasser setzten, dürfte jedem klar geworden sein, dass unser Klima aus den Fugen geraten ist. Es gibt aber eine außerordentlich wirksame Möglichkeit, wie jeder Einzelne von uns dazu beitragen kann, sich im Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren - einen wichtigen Beitrag, den jeder von uns praktisch täglich dabei leisten kann, liegt im Bereich der Mobilität.



Viele Menschen nutzen häufig aus Bequemlichkeit das Auto, das "eben vor der Haustür steht". Es ist deshalb eminen wichtig, bei allen Bürgerinnen und Bürgern das Bewusstsein dafür zu schaffen, möglichst viele Fahrten mit dem Fahrrad zu unternehmen und so weit wie möglich auf das Auto zu verzichten. Wem der Beitrag zum Klimaschutz noch nicht genug Motivation ist, häufiger auf das Rad zu steigen, für diesen haben wir noch einen anderen wichtigen Grund: Radfahren ist gut für unsere Gesundheit und macht nachweislich glücklich. Bereits bei der morgendliche Fahrt zur Arbeit kommt der Kreislauf in Schwung und das allgemeine Wohlbefinden steigt. Der landmobile e.V. wird sich künftig mit vielfältigen Aktionen für mehr Radverkehr auf dem Land einsetzten. Deshalb fragen wir Euch: Wollt ihr mit uns Radlen?


Quellen:

Der Bayrische Bürgermeister, Ausgabe 7/8 I 2021, Artikel "Das Verkehrsmittel der Zukunft für Stadt und Land", Andreas Scheuer MdB, S. 329

Der Bayrische Bürgermeister, Ausgabe 7/8 I 2021, Artikel "Fahrrad fahren!", Prof. Dr. Siegfried Balleis, S. 334

fahrstil - Das Radkulturmagazin, Ausgabe Nr. 33, Arikel "In Deutsch gibt´s keinen Radweg", Bernd Sautter, S. 9-17

Bildnachweis:

Jesús Escudero: Titelbild



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