Ja, uns gibt es schon recht lange – trotzdem werden uns Viele nicht wiedererkennen. Der Verein landmobile e.V. hat sich strukturiert, weiterentwickelt und steht jetzt in den Startlöchern: für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung auf dem Land!
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, ein letztes Mal in Erinnerungen zu schwelgen. Wie fing alles an? Welche Erfahrungen haben wir gemacht? Anschließend wollen wir den Fokus auf die Zukunft legen, mit der viel wichtigeren Frage: Was haben wir alles vor??
WIE ALLES BEGANN.
Die Geschichte beginnt mit Start des Modellvorhabens „landmobile – Das Land elektrisiert“ der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung Oberbayern. Mit Beginn der Planung im Jahr 2015 hatte das Projekt zu damaligen Stand Pioniercharakter, vor allem im ländlichen Raum. Die Auswahl an Elektrofahrzeugen am Markt und der dazugehörigen Ladeinfra-struktur waren noch sehr überschaubar und somit gab es auch nur wenig aktive E-Mobilisten. Das Thema Elektromobilität kämpfte mit Vorurteilen wie zu hohen Anschaffungskosten und geringer Reichweite. Insbesondere im ländlichen Raum fehlten persönliche Berührungspunkte und Vorstellungen davon, wie Elektromobilität im täglichen Leben genutzt werden konnte und welche Vorteile sie mit sich bringt. Diese Vorstellungen der Elektromobilität zu konkretisieren wurde zentrale Aufgabe von landmobile.
Unterstützt durch die Bayerische Verwaltung für Ländliche Entwicklung haben es sich mehrere oberbayerische Kommunen zum Ziel gesetzt, Elektromobilität erlebbar zu machen, ihre Bürger:innen dafür zu begeistern und schließlich die Nutzung der Elektromobilität im ländlichen Raum zu steigern. Als sichtbarer Auftakt wurde mit der Errichtung von Ladeinfrastruktur begonnen und begleitend das Thema „Elektromobilität“ in der Region bekannt gemacht. Mit dem Aufbau der insgesamt elf Ladestationen gab es einen ersten greifbaren Impuls, um bei der Bevölkerung die Aufmerksamkeit für das Modellvorhaben zu erlangen.
Neben der Installation von Ladesäulen in den beteiligten Kommunen war auch die Mobilisierung der Bürger:innen ein wichtiger Erfolgsfaktor im Modellvorhaben. Durch die Bereitstellung einer attraktiven E-Flotte hatten Bürger:innen, Gäste sowie lokale Unternehmen die Möglichkeit, Elektromobilität hautnah zu erleben und auf ihre Alltags-tauglichkeit zu testen. Im ersten Durchgang im Jahr 2016 hatte die gesamte Bürgerschaft der teilnehmenden Projektkommunen die Gelegenheit, kostenfrei E-Fahrzeuge zu testen. Im zweiten Flottentest 2017 wurde eine explizite Zielgruppe aus interessierten Unternehmen und Gewerbetreibenden, bspw. Handwerker, Physiotherapeuten, Pflegedienste etc., angesprochen. Dabei wurden Hemmnisse abgebaut, Berührungspunkte geschaffen und zum Umsteigen auf ein E-Fahrzeug motiviert. Allgemein verbesserten diese Aktionen erheblich das Image der Elektromobilität bei allen Teilnehmenden.
DER NEUANFANG.
Als Ergebnis lieferte das Projekt landmobile unteranderem ein Netzwerk aus engagierten Kommunen, Fachexperten und Bürger:innen, die die Ziele des Projektes auch weiterhin verfolgen und unterstützen wollten. Im Juli 2018 wurde daher die Gründung des landmobile e.V. beschlossen. Mit Gründung des Vereins erweiterte sich das Tätigkeitsfeld, welches nun in fünf Teilbereichen strukturiert wird:
1) Nachhaltige Mobilität.
Mit ausgewählten Maßnahmen sollen verschiedene Ansätze entwickelt und überprüft werden, welche Arten der nachhaltigen Mobilität im ländlichen Raum sinnvoll sind und bei Bürger:innen Akzeptanz finden. Der landmobile e.V. setzt dabei gezielt auf die Unterstützung lokaler Akteure. Sie sollen angeregt werden, sich mit dem Thema der nachhaltigen Mobilität zu beschäftigen und auch ihre eigenen Ideen entwickeln.
2) Mobilitätsbildung.
Ziel der Mobilitätsbildung ist die Verbreitung von Wissen über nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum, vor allem in Bezug auf die Auswirkungen für den Klimaschutz. Ein nachhaltiger Mobilitätstrend wird sich weg vom Individualverkehr hin zu bedarfsorientierten Mobilitätsangeboten bewegen, muss aber auch mit einer signifikanten Veränderung des Mobilitätsverhaltens einhergehen. Diese Veränderung betrifft alle Altersklassen und muss durch Bewusstseinsbildung basierend auf Daten und Fakten unterstützt werden.
3) Vernetzung.
Regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten fördert die Kreativität, die Motivation und stärkt zudem das Selbstvertrauen der einzelnen Akteure im Netzwerk. Vor allem durch professionelle Netzwerkarbeit will der landmobile e.V. das Umweltbewusstsein, die Eigenverantwortung und das Eigenengagement der Vereinsmitglieder stärken.
4) Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit.
Jahrzehntelang stand das Auto im Mittelpunkt der Verkehrsplanung. Nun ist es höchste Zeit, die negativen Effekte des Individualverkehrs auf Klima, Umwelt und Menschen zu reduzieren. Insbesondere Faktoren wie der Klimawandel, Luftverschmutzung, Lärm und Ressourcenknappheit erfordern ein rasches Umdenken. Durch die Aufklärung von Verbrauchern über die umwelt- und gesundheitsrelevanten Auswirkungen ihrer Verhaltensweisen und der auf dem Markt angebotenen Produkte und Dienstleistungen unterstützt der landmobile e.V. eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung.
5) Elektromobilität.
Elektromobilität bildet den Grundbaustein eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes unter Verwendung von erneuerbaren Energien. Allein unserer Geschichte willens fühlen wir uns verpflichtet, den Ausbau der Elektromobilität und der dazugehörigen Ladeinfrastruktur weiterhin zu fördern und zu unterstützen.
ZEIT FÜR DIE MOBILITÄTSWENDE. AUCH AUF DEM LAND.
Uns ist bewusst, vor welch eine Herausforderung eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung vor allem Kommunen im ländlichen Raum stellt. Während in den urbanen Zentren die Mobilitätswende bereits voranschreitet, werden ländliche Regionen immer abhängiger vom eigenen Pkw.
Wege in ländlichen Regionen werden stetig länger und dabei zunehmend mit dem Pkw zurückgelegt, während umweltfreundliche Verkehrsmittel stagnieren. Der Pkw ist aus Nutzersicht das ideale Verkehrsmittel für ländliche Regionen. Negative Verkehrseffekte wie Stau, Parkplatzmangel oder starke Luftverschmutzung sind Probleme der urbanen Räume. Eine große Mehrheit der Bewohner ländlicher Regionen ist zufrieden mit der eigenen Mobilität; die meisten besitzen einen eigenen Pkw und sind somit schnell und flexibel an ihren Zielen. Jedoch wäre es nicht im Sinne der Klimaschutzziele, den Trend zu mehr Individualverkehr nicht zu stoppen und sich in den ländlichen Regionen nur auf die Energie- und Antriebswende zu verlassen.
Auf dem Land ist es über die Jahre zu einer Henne-Ei-Problematik gekommen: Der ÖPNV verzeichnet geringe Nutzerzahlen und reduziert deswegen sein Angebot, das wiederum zu noch geringeren Nutzerzahlen führt und so weiter. Um diesen Trend zu stoppen, müssen attraktive Alternativen zum Pkw geschaffen und Bürger:innen zum Umdenken ihres Mobilitätsverhaltens angeregt werden. Jetzt.
Quelle:
Comentarios